Schilddrüsenerkrankungen sind eine häufig gestellte Diagnose unserer Zeit. Die häufigsten sind Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion- also Hypothyreose und Hyperthyreose. Viele klinische Zeichen deuten auf eine Funktionsstörung der Schilddrüse hin.
Die Schilddrüse beeinflußt Wachstum und Reife, Sexualität, Herzfunktion, Aktivität von Muskeln, Nerven, Magen und Darm, reguliert die Wärmeproduktion und Stoffwechselprozesse mit. Auch unser seelisches Wohlefinden ist von einer gesunden Schilddrüse abhängig. Vom Gehirn werden über 2 Drüsen Hormone zur Schilddrüse gesendet, die diese animieren, die Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Verhältnis 1:10 zu produzieren. So steuert die Zentrale im Kopf das Organ.
Circa 20% der Bevölkerung, also 16 Millionen Deutsche sind von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen. Dieses kann unterschiedliche Ursachen haben:
- Jodmangel (ungenügende Aufnahme, eingeschränkte Jodaufnahme in die Schilddrüsenzelle, genetischer Defekt, Hemmung des Transportes, Enzymmangel, Defekt im Jodeinbau)
- Selenmangel, Eisenmangel
- Unfähigkeit bestimmte „Schilddrüsen-Eiweiße“ auf- oder umzubauen
Hypothyreose/Schilddrüsenunterfunktion
Mögliche körperliche und psychische Symptome
- Verstopfung
- frieren und trockene Haut
- Gewichtszunahme
- stumpfe Haare/Haarausfall/dünne Augenbrauen
- weiche und brüchige Fingernägel
- unregelmäßige Menstruation / unerfüllter Kinderwunsch / Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft
- Müdigkeit/vermehrtes Schlafbedürfnis
- depressive Verstimmung/Antriebslosigkeit
- zunehmende Vergesslichkeit
- Wasseransammlungen (Arme, Beine, Gesicht)
Hyperthyreose/Schilddrüsenüberfunktion
Mögliche körperliche und mentale Symptome
- Gewichtsabnahme trotz guter Ernährung
- Haarausfall
- vermehrtes Schwitzen/ Wärmeintoleranz
- ggf. Bluthochdruck, Herzrasen (SD-Hormone machen Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin empfindlich)
- Unruhe/ Schlafprobleme
- Durchfall
Wenn der Körper Antikörper gegen die Schilddrüse bildet, nennt man dies Morbus Basedow. Typisch sind hier die (leicht) hervortretenden Augäpfel.
Ganzheitliche Labordiagnostik Schilddrüse
Es ist sinnvoll, wie in den Neuzigern auch noch Gang und Gäbe in der Allgemeinarztpraxis, sowohl TSH (das Hormon „aus dem Gehirn kommend“, welches die Schilddrüse zur Hormonproduktion stimuliert) als auch T3 (das aktive SD-Hormon) und T4 (das Speicher SD-Hormon) zu bestimmen. Nur so kann man ganz sicher gehen, WO der Fehler im System liegt.
Für das funktionieren der Schilddrüse sind ausserdem Eisen (Ferritin), Selen, Vitamin D, Vitamin B12 und Jod wichtig. Diese sollten bestenfalls von Zeit zu Zeit mit kontrolliert werden, damit einer Unterversorgung vorgebeugt werden kann.
Wenn das Speichereisen unter 20 Mikrogramm/Liter liegt, besteht Gefahr, dass die Bildung des SD-Hormons vermindert ist und TSH steigt kompensatorisch an. Selen ist Besandteil der Dejodasen, die T4 in aktives T3 umwandeln.
Reverse T3
Die Zusatzuntersuchung für Schilddrüsenunterfunktion bei unzureichend erfolgreicher/ erfolgloser durchgeführter Medikamentation
Normalerweise wird bei Bedarf aus dem Speicherhormon T4 das aktive T3 gebildet, welches der Körper zum „funktionieren“ braucht. Unter ungüstigen Umständen wie Stress, Fastenkuren, Krankheit, Medikamenten (Kortison, Beta-Blocker), Schwermetallbelastung oder Selenmangel läuft an dieser Umwandungsstufe etwas schief.
Die Dejodierung durch die Dejodasen (von 4 Jodmolekülen wird eins durch Enzymeinfluss abgespalten) findet zwar statt, aber die Molekülzusammensetzung des so entstandenen T3 Moleküls ist spiegelbildlich, das heißt, die 3 Jodatome sind anders angeordnet. Es ist kein T3 sondern ein sogenanntes rT3 (reverse T3) entstanden.
Dieses spiegelverkehrte T3 Molekül ist leider vom Körper nicht genauso zu verwerten wie das normale T3. Es kommt zu Symptomen der Unterfunktion, obwohl eigentlich genug „Ausgangsstoffe“ vorhanden sind.
Bei Patienten mit diagnostizierter Schilddrüsenunterfunktion aber nahezu erfolgloser Medikamentation sollte dies überprüft werden.
Sollte sich bestätigen, dass rT3 (oftmals extrem) erhöht ist, hilft die Umstellung von T4 auf T3 Präparaten meist sehr schnell.
TPO / MAK
TPO ist die Abkürzung für Thyreoperoxidase, ein Enzym, welches auf der inneren Membran der Schilddrüsenzellen liegt und bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen mithilft.
Bei manchen Menschen lassen sich TPO-Antikörper (früher MAK Antikörper) messen. Hier liegt die Vermutung nahe, dass sie an einer Autoimmunerkrankung (Hashimoto) leiden.
Laut Studien kann eine gezielte Gabe von Selen die TPO-AK signifikant senken.
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) bringt ausserdem zusätzlichen Aufschluss über krankhafte Veränderungen im Schilddrüsengewebe.
Fazit
Liegt nach der Verdacht auf eine Funktionsbeeinträchtigung der Schilddrüse nahe, ist es angebracht, durch eine entsprechende Labordiagnostik die Diagnose sicher zu stellen, um weitere individuelle Maßnahmen einzuleiten.