Der Reizdarm (auch Reizdarm-Syndrom RDS) ist eine oft gestellte Diagnose, die die Betroffenen verzweifeln läßt. Meist sind es unspezifische Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes, die schon über eine lange Zeit andauern. Die Patienten leiden, haben zum Großteil alle erdenklichen Untersuchungen über sich ergehen lassen – aber alle „ohne Befund“. Aus schulmedizinischer Sicht. Da also organisch nichts gefunden wurde, Laboruntersuchungen, Magen- und Darmspiegelungen in Ordnung erscheinen, wird die (Ausschluß)diagnose Reizdarm gestellt. Vielen Patienten wird daraufhin nahegelegt, sich in eine Psychotherapie zu begeben, da dies der einzig ersichtliche Grund für die Beschwerden erscheint.
Das dies oftmals ganz und gar nicht die letzmögliche Ursache sein muss und das sich sehr wohl diagnostische Befunde für die Erkrankung finden lassen – man muss nur an den richtigen Stellen suchen- möchte ich hier aufzeigen.
Aber der Reihe nach.
Mögliche Symptome eines „Reizdarmes“
- Durchfall / Verstopfung
- Blähungen / Gasabgang
- Bauchschmerzen / Krämpfe
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten / Allergien
- Müdigkeit, Schlappheit, Konzentrationsstörungen, „benebeltes Gefühl“
- erhöhte Infektneigung
- Gewichtsverlust
Ganzheitliche Analytik beim Symptomkomplex Reizdarm
Ich bitte meine Patienten grundsätzlich darum, alle vorherigen Untersuchungsergebnisse mitzubringen. So kann ich mir einen Überblick verschaffen, was bereits mit welchem Ergebnis untersucht wurde. Auch werden ggf. Doppeluntersuchungen vermieden und ich kann direkt erläutern, wo der Unterschied zu der von mir geplanten Diagnostik liegt.
Es können unterschiedliche Hintergründe für die Symptome verantwortlich sein. Deswegen steht meist an erster Stelle eine ausführliche Stuhlanalyse. Oftmals kommt hier der Einwurf, dass dies schon gemacht wurde. Leider wird beim Arzt allerdings meist nur auf Blut im Stuhl und einige Parasiten sowie vielleicht noch Pilze untersucht. Viel mehr findet leider seltenst statt. Damit werden die Erreger als Ursache ausgeschlossen und das Kapitel Stuhlanalyse ist als erledigt abgeschlossen.
Die ganzheitliche Basis-Stuhlanalyse beinhaltet:
- den Stuhl pH-Wert
- die sogenannte Darmflora/ das Mikrobiom, also bestimmte gesunde=wichtige Bakterien für uns (Lakobazillen, Enterokokken und weitere) und auch die Untersuchung auf pathogene (krankmachende) Keime (Klebsiellen, Clostridien u.v.m.)
- Untersuchung auf Candida (Pilze, Hefen)
- Verdauungsrückstände
- Entzündungsmarker
- Funktion der Bauchspeicheldrüse
- Rückresorption der Gallensäuren
- sIgA
- ggf. Antikörper auf bestimmte Eiweiße (bei Verdacht auf Glutenunverträglichkeit), Histamin (bei Verdacht auf Histamintoleranz), Zonulin (bei Verdacht auf Leaky Gut)
Erläuterung:
Der Stuhl- pH ist wichtig, da alles ein eigenes Milieu hat, in dem es funktioniert und sich wohl fühlt. Ob Blut, Speichel, Magensäure – alles hat einen bestimmten und unterschiedlichen (!) pH-Wert. So verhält es sich auch im Darm. Schwankungen können zu verschiedensten Störungen und Erkrankungen führen. Somit ist dies die Basis für ein gutes Funktionieren aller Stoffwechselprozesse im Darm.
Ganze 2kg Masse an Bakterien im Darm schleppen wir mit uns rum. Das dies also eine unglaubliche Zahl ist und nicht nur 3, 4 Arten beinhaltet, sollte demnach einleuchten. Um es zu veranschaulichen, vergleiche ich das Bakterienleben in unserem Darm immer gerne mit einem Garten. Die Basis, also die Beschaffenheit des Bodens, Feuchtigkeit… (ph-Wert) muss stimmen. Viele bunt gemischte Sorten an gesundem Gemüse, Kräutern und Blumen wachsen dort (gute Bakterien). Hier und da gibt es auch ein wenig Unkraut (schlechte Bakterien, Pilze, Hefen). Aber diese stellen kein Problem dar, da der überwiegende Teil des Gartens mit gesunden Pflanzen bewachsen ist.
Kommt nun ein Pestizid, verändert sich der Boden stark ins Saure, folgt eine Dürreperiode (Umweltgifte, dauerhaft schlechte Nahrung, Fast Food, Medikamende, Antibiotika) verdorrt der Garten.
An die freien Stellen, wo einst gesundes Gemüse und Kräuter wuchsen, setzt sich gerne und schnell Unkraut.
So in etwa kann dies auch in unserem Darm geschehen. Es folgt also ein Ungleichgewicht, eine Fehlbesiedlung mit krankmachenden Keimen, Entzündungen breiten sich aus, die Schleimhaut wird nicht mehr gut versorgt und wird durchlässig u.v.m.. Je nachdem, welche Parameter überwiegen, kann es zu den verschiedensten Symptomen kommen.
Die Verdauungsrückstände im Stuhl geben Aufschluß über das Arbeiten der Verdauungsdrüsen. Wie gut arbeitet der Magen und die Bauchspeicheldrüse ? Produziert die Leber genügend Galle beziehungsweise gibt diese sie ausreichend frei?
sIgA überzieht ähnlich einem „Schutzanstrich“ die Darmschleimhautoberfläche. Hier lässt sich die Aktivität des schleimhautassoziierten Immunsystems ablesen. Rückschlüsse auf wiederkehrende Erkrankungen der oberen Atemwege, Nebenhöhlenentzündungen, Harnwegsinfekte, Nahrungsmittelunverträglichkeiten u.v.m. sind möglich.
Therapie Reizdarm
Es findet eine Auswertung des Befundes und ggf. weitere Folgeuntersuchungen (Mikronährstoffe, weitere Entzündungsparameter, Ausschluß von Nahrungsmittelallergenen wenn nötig) statt. Diese werden ausführlich erklärt und mit dem Patienten besprochen. Es wird darauf hin meist auf verschiedenen Ebenen therapiert. Ein individueller Therapieplan wird erstellt.
Wir bewegen und behandeln hier ein Ökosystem, was in sich stabil ist, wenn auch „falsch funktioniert“. Dass bei einer Umstellung ins gesunde Milieu, in die richtige Darmbesiedlung, in entzündungsfreies Gewebe, beim „Vertreiben“ der krankmachenden Erreger usw. man schon etwas „merken“ wird, sollte man sich bewußt sein. Aber auch, dass die Therapie des Reizdarmes eine geraume Zeit in Anspruch nimmt, sollte sich jeder Patient verdeutlichen. Je nachdem, wie schwer die Schädigung ist, wird ein Stufenplan erstellt. Die Mithilfe des Patienten bei der Umstellung von schädlichen Ernährungsgewohnheiten, bei der regelmäßigen Einnahme der Präparate und der Rücksprache mit dem Therapeuten, ist Vorraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.
Je nach Befund kommen Präparate zum Einsatz wie:
- zur Entsäuerung/ Entgiftung
- schleimhautschützend/ aufbauend
- Verdauungsdrüsen anregend
- Enzyme
- Präbiotika / Probiotika
- entzündungshemmende Präparate
- ätherische Öle, Magnesiumperoxid, Essig – Präparate
- Isopathika, Immunmodulatoren
- Orthomolekulare Therapie (Mikronährstoffe)
Dies alles sollte hoffentlich einen guten Einblick in die Sichtweise der ganzheitlichen Therapie vom Symptomkomplex Reizdarm geben. Natürlich ist auch eine psychische Beteiligung an der Erkrankung möglich, aber nicht immer im Vordergrund wie so oft dargestellt. Wenn dem so ist, sollte natürlich auch hier nach entsprechenden Lösungswegen für Problematiken gesucht werden.
Bei individuellen Fragen wenden Sie sich gerne persönlich an mich.